Guggus – Guckguck!

Guckguck, guggus da draußen! In Elternzeit hat man zwar viel Stress, aber auch viel Zeit nachzudenken und die Welt mit den Augen seiner Kinder neu zu entdecken. Ich bin ein neugieriger Mensch, und ich frage mich jeden Tag: in was für einer Welt leben wir eigentlich? Und stelle mir stets die Frage: in welcher Welt wollen wir leben? 

Als ich vor fünf Jahren mit dem Nähen begonnen habe, sah einiges noch anders aus. Die Brisanz des Klimawandels war noch nicht ganz so stark zu spüren und es war noch die Zeit des Beginnens der vielen Blogs im Internet. 

Die Lust zu nähen kam bei mir explosionsartig auf. Klassischerweise, als mein erstes Kind geboren war. Es war wie eine plötzlich entdeckte Sucht, eine neue Welt, die mir Motivation und Freude bereitet hat, als Insel im anstrengenden Tag mit meinem Baby. Zunächst auch, weil ich Dawanda entdeckt hatte, diese für mich wunderschönen Pumphosen aber kaum erschwinglich waren. Mein Mann und ich forschten nach, ob man sie selbst nähen könnte und bei uns beiden hat es klick gemacht. Wie bei vielen anderen, wie man in der Blogwelt des Nähens im Internet gut sehen kann. Allgemein ist das Do It Yourself in den letzten Jahren unglaublich gewachsen, das Nähen ist nur ein Teil davon. Heute sind die Zero Waste Produkte ein nicht geringer Bereich des DIY. Ich finde, das ist eine wunderbare Entwicklung. Oder ist es nervig, weil der Markt dadurch unübersichtlich wird und die Konkurrenz so stark steigt? 

Vom wirtschaftlichen Standpunkt aus gesehen, ja, ein neuer Markt, der wächst und damit eben auch durch die Konkurrenz das Geldverdienen schwieriger macht. Doch welche Sicht will ich haben? Worum geht es den Frauen, vielen Müttern darunter, wenn sie beginnen zu nähen? Ist es der Reiz der eigenen Kreativität? Oder ist es das Gefühl, weniger einen riesigen Markt der Kleidungsindustrie zu unterstützen, die Kleidung unter schlimmen Arbeitsbedingungen herstellt? Nicht zu vergessen der unökologische Transport und die Vergiftung von Mensch und Natur bei vielen Färbeprozessen und ähnlichem. Ich schätze, dass für viele Hobbynäherinnen alles eine Rolle spielt. Mir jedenfalls geht es so. 

Nach meinen ersten Näherfolgen stellte ich mir die Frage nach der Herstellung der Stoffe. Mir erschien es wie ein Universum, das riesige Angebot an verschiedensten Stoffen, die zu einem großen Teil auch der Mode folgen. Sei es in Form von Stoffläden, im Internet oder um die Ecke, oder sei es auf Stoffmärkten, die ich auch gerne besuche, die Vielfalt steigt. Als Laie musste ich erstmal die verschiedenen Stoffarten kennenlernen und ich habe das Gefühl, dieses Lernen hört nie auf. Dass manche Stoffe aus purem Plastik, sprich Erdöl, bestehen, das war mir vorher nicht bewusst. Ich muss gestehen, dass ich früher auch nicht wusste, dass jede Naht der gekauften Kleidungsstücke wirklich von einer Person genäht wird. Irgendwie hatte ich mir große Maschinen vorgestellt, die die größte Arbeit des Nähens erledigen. 

Im Zuge des Klimawandels steigt das Bewusstsein, denke ich, bei vielen Menschen. Einige Mütter in meinem Umkreis legen großen Wert darauf, dass ihre Kinder kein “Plastik” am Körper tragen, nur beste Baumwolle. Das leuchtete mir ein, doch schnell merkte ich, dass das seinen Preis hatte. Und nicht nur das. Mir wurde klar, dass nicht jeder einfach nur noch Kleidung aus Baumwolle tragen kann, denn soviel kann man gar nicht anbauen. Abgesehen davon braucht Baumwolle sehr viel Wasser. 

Also was nun? Das ist ca. fünf Jahre her, meine Leidenschaft für das Nähen ist größer denn je und meine Gedanken rund um die Stoffherstellung sind stärker geworden. Gerade heute, seit der Klimawandel neue Brisanz erreicht hat und die Dürre immer stärker wird, weiß ich nicht genau, wie ich mit diesem Thema umgehen will. Auch ich nähe eben gerne und finde es reizvoll, sowohl Freunde zu beschenken als auch Stücke zu verkaufen. Nicht jeder näht gerne. Doch die Fragen nach einer besseren Welt beschäftigen mich stark und immer mehr  – nicht nur im Bereich Stoffe, Kleidung und Nähen. Wie können wir leben, ohne dauerhaft die Natur so zu beschädigen, dass wir uns unseren eigenen Lebensraum zerstören, damit letztlich uns selbst? Was können wir tun, um unseren Kindern zu zeigen, dass uns ihre Zukunft (und unsere eigene) nicht egal ist und was können wir konkret tun, um etwas zu ändern?

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